Wenn du überlegst, wie du deine Social Media Zeit begrenzt, möchte ich dir das Arbeiten mit Apps und Filtern ans Herz legen. Eine App einrichten, um weniger in Apps herumzuhängen? Ich gebe zu: Den Tücken der Technik mit noch mehr Technik zu begegnen, klingt zunächst einmal absurd. Und doch bin ich ein großer Fan von Apps (bzw. Software-Einstellungen), die uns helfen, unseren Zeit auf Social Media zu begrenzen. Beides kann dir helfen, sowohl eine längere Social Media Pause zu machen als auch tägliche Social Media Pausen einzubauen.

Warum die Nutzungszeiten von Social Media so ausufern:

Denn sehen wir den Fakten ins Auge, die es so schwer machen, einen „vernünftigen“ Social-Media und Smartphone-Konsum zu pflegen:

  • Die Social Media Algorithmen sind so angelegt, dass wir möglichst viel Zeit auf Sozialen Netzwerken verbringen. Sie zeigen jedem einzelnen von uns nur das, was uns höchstwahrscheinlich auch interessiert. Und halten uns so in Bann. Wie oft hast du dich schon darüber gewundert, wie viel Zeit vergangen ist, wenn du das Handy wieder zur Seite legst? Welcome back: Du warst im Rabbithole der lustigen Reels, inspirierenden Zitate oder spannenden Live-Interviews. Es passiert den Besten von uns – denn die Netzwerke kennen uns gut. Und sie wenden alle psychologischen Tricks an, um uns möglichst lange zu unterhalten.
  • Sich der ständigen Kommunikation und Ablenkung zu entziehen, die vom Smartphone ausgeht, ist keine Frage der fehlenden Disziplin. Es ist eine Aufgabe, die wir als Gesamtgesellschaft neu lernen müssen. Denn noch nie hatten wir die ganze Welt in unserer Hosentasche. Die Versuchung ist riesig. Ich mag den Vergleich von Alexander Markowetz in „Digitaler Burnout“ (Affiliate Link). Er schreibt, dass sich die Gesellschaft auch erst einmal daran gewöhnen musste, dass Nahrung im Überfluss zur Verfügung steht. Wir mussten erst einmal lernen, nicht alles jederzeit in uns reinzustopfen! Jetzt brauchen wir nicht nur gesunde Essgewohnheiten, wir brauchen gesunde Smartphone-Gewohnheiten. Das ist eine herausfordernde Aufgabe für uns alle – denn Instagram beherrscht noch mehr Tricks als Schokolade.
  • Wenn du die sozialen Netzwerke beruflich nutzt – also zum Beispiel für dein Marketing – kommt erschwerend hinzu, dass du eine gute Ausrede hast. Du hängst nicht einfach auf Instagram herum – du arbeitest. Aber stimmt das wirklich immer? Kommentierst und postest du gezielt und strategisch? Für eine festgelegte Zeit? Oder hast du dich gerade in den spannenden Posts deiner Mitbewerber verloren?

Wie du deinen Social-Media-Zeit begrenzt ohne an Sichtbarkeit zu verlieren

Prinzpiell finde ich es also keineswegs verwerflich, uns bei der Reduzierung von Social Media Zeiten helfen zu lassen mit Apps und Filtern – denn es ist einfach unheimlich schwierig, nicht in eine Sucht zu verfallen, wenn alles auf eine Sucht angelegt ist. Soll uns die Technik doch helfen mit dem, was sie uns eingebrockt hat.

Schritt 1: Schalte die Push-Benachrichtigungen aus

Und zwar wirklich ganz aus. Auf jedem Gerät. Keine Pop-ups, kein Vibrieren kein Piepen. Denn auch wenn es dir vielleicht nicht bewusst ist, dein Gehirn springt sofort auf diesen möglichen „Belohnungsreiz“ an. Nicht sofort nachzusehen, was kommentiert oder geliked wurde, kostet dich viel Energie. Das muss wirklich nicht sein.

Schritt 2: Entscheide dich für Offline-Zeiten, Online-Zeiten oder eine maximale Dauer

Wenn du deine Zeit am Smartphone oder nur für bestimmte Apps einschränken möchtest, stehst du jetzt vor einer Grundsatzfrage: Magst du lieber eine feste Offline-Zeit definieren und dein „Normal“ ist, dass du online bist oder definierst du lieber Zeitfenster, wo du Zugriff hast? Dann wäre dein „Normal“ eher, dass offline sein. Der Unterschied mag dir minimal erscheinen, zumal es ja auch große Fenster gibt – Balkonfenster sozusagen 😆

Aber der gefühlte Unterschied ist riesig.

Offlinezeiten: Wann bin ich nicht nicht auf Social Media?

Ich habe lange gedacht, als Social-Media-Expertin müsste mein „Normal“ sein, dass ich Zugriff auf alles habe und ich würde mir einfach nur hin und wieder Offline-Zeiten gönnen. Zum Beispiel mein #offline8to8 von abends 20 Uhr bis morgens 8 Uhr. Das hat sich aber jeden Abend angefühlt, als würde man mir etwas wegnehmen und ich müsste „nur noch schnell das Video fertig schauen“.

Ich nutze Offline-Zeiten aber gerne für meine E-Mail-App – diese blockiere ich seit ein paar Wochen am Wochenende, weil ich festgestellt habe, dass ich auch meine beruflichen Mails immer wieder automatisch abrufe. Und mich dann ärgere, weil ich doch am Wochenende nicht arbeiten wollte.

Online-Zeitfenster: Wann bin ich auf Social Media?

Für Social-Media komme ich mit Online-Zeitfenstern viel besser klar. Ich lege pro Tag zwei Zeitfenster, in denen alle Apps auf meinem Smartphone freigeschaltet sind. Den restlichen Tag brauch ich gar nicht erst auf die Idee kommen zu scrollen, denn der Zugriff auf Insta, Facebook und Tiktok ist eh blockiert.

Und wenn ich jetzt aber etwas habe, was ich sofort in der Story teilen will? Oder gerade eine Reels-Vorproduktionsphase ansteht, in der ich für mehrere Stunden auf Instagram zugreifen sollte? Na, dann schalte ich den Filter eben aus! Aber das ist ein unbequemer Zusatzschritt und dieser verhindert, dass ich einfach unbewusst handle. Er zwingt mich zu überlegen: Muss das jetzt wirklich sein oder reicht das nachher im vorgesehenen Zeitfenster?

Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass du auch den Zugriff auf bestimmte Apps mit einer Maximaldauer einstellen kannst. Also zum Beispiel so, dass sich Instagram nach 60 Minuten automatisch abschaltet. Das geht bei den meisten Social Media Apps sogar in der App selbst und du kannst wählen, ob du nur erinnert werden möchtest, einen Code eingeben musst oder gar keinen Zugriff mehr hast.

Mir persönlich ist das zu unberechenbar, eben weil man oft kein Gefühl dafür hat, wie lange man nun eigentlich schon auf TikTok herumgesurft ist. Stell dir vor, du wirst ausgerechnet dann unterbrochen, wenn du gerade einen wirklich wichtigen Kommentar schreibst? Blöd oder? Da ist es mir lieber, wenn ich weiß, dass um 14 Uhr Schluss ist.

Schritt 3: Wähle deine technische Unterstützung – Filterapps oder Beschränkungen im Betriebssystem

Da sowohl Smartphone-Hersteller als auch Social-Media-Mongulen dafür kritisiert werden, dass sie uns bewusst abhängig machen, findest du heute fast in jeder App die Möglichkeit, die Nutzungsdauer einzuschränken (oft tief im Einstellungs-Menü versteckt). Auch moderene Smartphone-Betriebssysteme bieten die Möglichkeit, Zeiten einzuschränken. Bei Android heißt diese zum Beispiel „Digital Wellbeing“, hier kannst du auch den Timer für einzelne Apps setzen mit einer Maximaldauer. Dort ist es sogar auch möglich Profile anzulegen, dass eine Kombination aus Apps für mehrere Stunden gesperrt wird. Bei iPhones findest du die Möglichkeiten im Bereich „Bildschirmzeit“.

Solltest du aber mit Online-Zeitfenstern arbeiten wollen, die die Datumsgrenze überschreiten und unterschiedliche Profile nutzen wollen, brauchst du eine Filter-App. Was ich derzeit mache: Bestimmte Social Media Apps nur für bestimmte Zeitfenster freizugeben, ist mit den Smartphone-Systemeinstellungen bisher nicht möglich. Wenn du das machen möchtest, kann von ganzem Herzen AppBlock empfehlen (nope, kein Affiliate- schade eigentlich, denn ich bin sehr überzeugt). Die Einstellungsmöglichkeiten sind dort wirklich gigantisch individuell. Wie ich sie für feste Onlinezeiten eingestellt habe, siehst du im obigen Screenshot.

Du kannst sogar bestimmte Apps an bestimmten Orten blocken. Damit du an der Bushaltestelle nicht immer automatisiert zu Insta rüberscrollst. Ich habe schon vor ein paar Jahren einige Euro in die Pro-Version investiert und es nie bereut. Leider sind die Entwickler inzwischen auf ein Abo-Modell umgestiegen mit jährlichen/monatlichen Kosten.

Schritt 4: Plane Tage, aber besser noch Wochen des Social-Media-Detox ein

Warum du auch mit Filtern noch Detox-Tage oder Wochen ohne Social Media einplanen solltest? Zum einen, weil vermutlich trotz allem irgendwann der Zeitpunkt kommen wird an dem du denkst: Hilfe, ich brauche eine Socialmediapause!

Zum anderen gilt: Erst, wenn du ganz OFF bist, siehst du, welche unbewussten Gewohnheiten sich eingeschlichen haben. Und du kannst dich neu kalibrieren mit der Frage: Wie viel WILL ich eigentlich auf Social Media unterwegs sein bzw. wie viel braucht mein Business da gerade? Die Ruhe, die es dir bringt, wenn du Apps eine Weile ganz sperrst oder gar vom Smartphone wirfst (Achtung! Hast du alle Passwörter und den Zugriff auf die zweifstufige Authentifizierung?), ist einfach durch nichts zu ersetzen. Das ist wie beim Fasten. Du lernst viel über dich selbst und hinterfragst, was normal geworden ist.

Damit auf deinen Sozialen Netzwerken in dieser Zeit trotzdem noch etwas passiert, kannst du Beiträge vorplanen. Du musst aber nicht. Denn den Reichweiteneinsturz, den so viele auf Social Media mit einer Inaktivitätsphase befürchten, kannst du zur Not auch einfach dadurch ausgleichen, dass du mal wieder 1-2 Ads mit dem Ziel Interaktion schaltest. Diese 10-20 Euro sind dir deine Freiheit bestimmt wert.

Wenn du ein Business mit deinen Social Media Accounts solltest du deine Pause auch ankündigen und eine Abwesenheitsnotiz einstellen, damit niemand vergeblich auf Antwort von dir wartet. Diese Funktion liegt sowohl für Instagram als auch für Facebook im Facebook-Seiten-Manager versteckt (frag mich nicht warum, aber da es so schwer zu finden ist, wollte ich das hier dringend erwähnen).

Wie du die Abwesenheitsnotiz für Facebook und Instagram-Privatnachrichten einstellst:

  1. Du gehst in Facebook auf Seiten und wählst deine Seite aus.
  2. Dann klickst du auf Postfach und wählst „automatisierte Antworten. Anschliessend erhältst du folgende Ansicht:
  3. Wenn du bei der Abwesenheitsnotiz auf Bearbeiten klickst, kannst du sowohl deinen Facebook Messenger als auch den Instagram-Account auswählen. Vorraussetzung ist natürlich, dass Facebook-Seite und Instagram-Business-Account verknüpft sind.
  4. Du kannst den Abwesenheitsassistenten entweder einfach so lange einstellen, wie du weg bist und dann manuell wieder ausschalten, oder auch wählen, dass er sich zu bestimmten Uhrzeiten einstellt.Ach und übrigens: Falls du vergessen hast, deine Abwesenheit anzukündigen oder sie gar völlig unerwartet kam, kannst du das natürlich auch ganz humorvoll aufgreifen in deinem ersten Post. Ich mag dafür diesen Reels-Ton hier sehr gerne:

Das Wichtigste in Kürze:

  • Du bist keine VersagerIn, wenn du dich immer wieder in Social Media Apps verlierst. Besonders, wenn du auch damit arbeitest, ist die achtsame, bewusste Nutzung eine herausfordernde Aufgabe. Also lass dir ruhig von der Technik helfen.
  • Schalte alle Benachrichtigungen aus.
  • Wähle bewusst, wie deine Social Media Nutzung aussehen soll und dann erst das technische Hilfsmittel dazu.
  • Für komplexere Filter empfehle ich die App Appblock.
  • Gönne dir auch Tage und Wochen, in denen du komplett offline bist, weil du dabei viel über dein Nutzungsverhalten lernst.
  • Die Abwesenheitsnotiz von Facebook und Instagram ist eine weitere gute Hilfe.

Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Autorin, Mindful Content Mentorin und hilft Selbständigen und UnternehmerInnen ihr Warum, ihre Botschaft und ihre eigene Sprache für ihren Online-Content zu finden. Außerdem unterstütz sie dabei, einen Workflow für Content zu finden, der zum Alltag der vielbeschäftigten Einzelunernehmerinnen passt.