***aktualisiert am 20.01.21***

Schon am 13. März, dem Tag der ersten Version dieses Artikels, hatte ich mit einer befreundeten Yogalehrerin telefoniert, die sich aufgrund der aktuellen Corona-Lage überlegte, einen Teil ihrer Yogastunden künftig online anzubieten. Insbesondere für ihre jetzigen Schülerinnen und Schüler, die sich nicht mehr in die Klassen trauen, aber auch für jene, die in Quarantäne zu Hause bleiben MÜSSEN.

Heute betrifft diese Frage alle Yogalehrerinnen und Yogalehrer, aber auch viele Coaches, Trainer, Seminarleiter, weil fast nichts mehr normal und offline stattfinden kann. Also möchte ich euch helfen bei der Frage, wie ihr jetzt besonders einfach online kommt.

Gleich vorab:

Ein Onlinebusiness aufzubauen und zu vermarkten braucht Zeit – viel Zeit. Einen zweiten Kanal für eure jetzigen Kunden anzubieten, kann hingegen ganz schnell und unkompliziert sein.

Das Beste daran: Du musst nicht perfekt sein. Deine KundInnen werden verstehen, dass du gerade eine «schnelle Lösung» gesucht hast, um sie weiter zu betreuen. Und vor allem: Du verlierst sie nicht als Kunden.

Ich will euch hier ein paar Basics und Möglichkeiten auflisten, die ihr ohne teure technische Ausrüstung oder Abos für Software umsetzen könnt. Besonders die ersten drei könnt ihr SOFORT umsetzen. Mit der Technik, die ihr ohnehin zu Hause habt – die Kamera eures modernen Smartphones oder des Laptops reicht absolut aus. Das haben inzwischen auch schon einige Yogalehrerinnen bestätigt, die diesen Artikel gelesen und es ausprobiert haben. Eine hat sogar eine 90-minütige Klasse nur mit dem Laptop live gestreamt – und ihre Schülerinnen und Schüler waren super dankbar.

*Neu: Ich verwende in diesem Artikel zum Teil Affiliate-Links für Produkte auf Amazon. Das bedeutet, dass ich ein paar Cent beteiligt werde an dem Gewinn – für euch bleibt der Preis gleich, nur Amazon bekommt etwas weniger Gewinn. Ich empfehle aber nur Produkte mit Affiliate-Links, die ich selbst benutze oder ausprobiert habe, weil ich dann voll hinter ihnen stehen kann. Die Affiliate-Links habe ich eingefügt, weil mich mehrere von euch gebeten haben, etwas „zurückgeben“ zu können für den wertvollen Artikel.*

Wenn ihr lieber ein Video schaut als diesen Blogartikel zu lesen: Ich habe in den Kursen von Janna Scharfenberg ein ausführliches Webinar zum Thema „schnell online gehen“ gegeben und viele Fragen beantwortet:

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Um Handy und Laptop aufzustellen, können Yogablöcke hervorragende Dienste leisten. Wenn ihr noch flexibler sein möchtet, kann ich fürs Handy das Joby-Stativ empfehlen, das sich überall festklemmen lässt. (Alle Produktempfehlungen sind aus eigener Erfahrung oder der von Menschen, denen ich vertraue.) Dazu braucht ihr noch eine Handyhalterung, die sich drehen lässt – ich benutze die von Neewer.

BITTE stellt unbedingt weitere Fragen oder ergänzt eure eigenen Tipps in den Kommentaren. Dieser Artikel darf wachsen und sich entwickeln. Genauso wie ihr das mit euren ersten Versuchen als Onlinecoach oder Online-Yogalehrer tun könnt!

1:1-ONLINECOACHING:

Einen einzelnen Yogaschüler oder Coachingkunden könnt ihr wunderbar und ohne Software-Kosten online betreuen. Dafür verwendet ihr einfach einen Videocall zum Beispiel mit Skype oder mit Zoom. Sogar Whatsapp-Videocall funktioniert.

Wenn ihr Yoga anbietet: Schaut, ob ihr den Schüler anleiten könnt, ohne die Asanas vorzumachen. Das hat den Vorteil, dass ihr seht, was die Person macht und näher am Mikrofon seid – vermutlich reicht das Mikrofon eures Laptops oder Handys aus, wenn ihr davor sitzen bleibt. Wenn ihr doch einmal eine Asana zeigen möchtet, legt die Matte parat und leuchtet sie gut aus (Anmerkungen zum Licht kommen weiter unten).

GRUPPENCOACHINGS ODER YOGAKLASSEN

Wenn du mehr als eine Person gleichzeitig online unterrichten oder coachen möchtest, kannst du das mit einem Skype Gruppencall (kostenlos, bis zu 50 Personen) oder mit Zoom in der kleinen kostenpflichtigen Variante tun (ca. 15 Dollar, monatlich kündbar, bis 100 Personen, so dass du es es einfach mal ausprobieren kannst). Bei Zoom hast du die Möglichkeit den Ton der Teilnehmer selbst an- und auszuschalten. Das ist eine sehr wertvolle Funktion, weil die Teilnehmer ja vor allem DICH hören sollen. Die Teilnehmer können selbst wählen, ob sie das Video einschalten oder nicht. Ausserdem gibt es die Möglicheit, dass du den Call aufnimmst und den Teilnehmern hinterher das Video schickst. Offenbar ist das auch bei Skype möglich. Ich persönlich empfehle Zoom, weil ich gute Erfahrung damit gemacht habe. Wie Zoom funktioniert erklärt Katrin Hill im folgenden Video ganz wunderbar. Eine Sache würde ich gerne noch ergänzen: startet euer Meeting am besten OHNE Passwort. Das macht es den TeilnehmerInnen sehr viel einfacher – besonders denen, die das erste Mal Zoom benutzen.

YouTube

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Bei der Gruppen-Yogastunde kannst du dir alle Teilnehmer gleichzeitig anzeigen lassen (sog. „Galerieansicht“ bei Zoom) und so Ausrichtungshinweise geben, wenn du etwas beobachtest. Je grösser die Gruppe, umso schwieriger wird es allerdings, diese zu überblicken. Dann kannst du dir immer noch überlegen, ob du lieber auf die nächste Möglichkeit ausweichst …

LIVE-VIDEO IN GESCHLOSSENER FACEBOOK-GRUPPE:

Wenn die Interaktion mit deinen Coachees oder Schülerinnen und Schülern nicht an erster Stelle steht, kannst du auch einfach eine geschlossene Facebook-Gruppe eröffnen für sie. Dort kannst du ein Live-Video zu der Zeit streamen, zu der ihr euch sonst getroffen hättet. Die Gruppe kann Fragen in den Chat tippen, die du hinterher oder währenddessen beantwortest.

Wenn du Yoga unterrichten willst, magst du bei dieser Version höchstwahrscheinlich auf der Matte sein und die Asanas vormachen. Hier wird es jetzt etwas komplexer, was den Ton angeht.

Du kannst als erstes ein Live-Video in deinem persönlichen Profil machen, um zu testen, ob man dich mit dem integrierten Mikro an Handy oder Laptop gut versteht, wenn du auf der Matte bist.

Damit niemand dieses Video sieht ausser dir, wählst du die Einstellung auf dem folgenden Screenshot und startest danach das Live-Video. Du speicherst dieses und schaust es dir hinterher an, um die Qualität des Tones zu beurteilen.

UND WENN DER TON NICHT AUSREICHT?

Ist der Ton zu schlecht, musst du mit einem externen Mikrofon für Laptop oder Handy arbeiten. Ich habe bei meinen Live-Videos ein Kragenmikrofon/Lavalier (Rode) mit Kabel an einem Kerzenständer festgemacht und war so zumindest etwas näher an der Matte. Keine Profilösung, aber hey, man hat mich verstanden – und darum geht es ja erstmal. Professioneller wird es, wenn ihr mit einer Funkstrecke arbeitet – mehr dazu in der Ergänzung am Ende des Artikels.

ZWEI WORTE ZUM LICHT:

Ein besseres Licht als Tageslicht kriegt ihr nicht. Wenn ihr könnt, platziert euch bei Tageslicht vor dem Fenster. Wenn eure Sessions abends stattfinden, strahlt euch mit Schreibtischlampen an und verwendet zusätzlich das Deckenlicht.  (Auch hier: professionellere Ausrüstungsideen in der Ergänzung am Ende des Artikels.)

UND WIE IST DAS MIT DER BEZAHLUNG?

Die Online-Bezahlmöglichkeiten bilden einen undurchdringbaren Dschungel. Und: Im Normalfall bezahlst du als Anbieter für diesen Service.

Kostenlos ist nur die manuelle Variante: Du verkaufst eine oder mehrere Sessions und die Leute überweisen dir das Geld auf dein Konto, du schickst ihnen eine Rechnung.

Einfacher wird es, wenn du einen Bezahldienst wie Paypal oder Twint anbietest (ich nenne diese zwei, weil es recht wahrscheinlich ist, dass du eines davon schon hast) – hier bezahlen deine SchülerInnen mit wenigen Klicks und du bezahlst eine Gebühr pro Transaktion und/oder anteilig am Betrag, weil du die Dienste geschäftlich nutzt. Bitte bedenke diese Gebühr, wenn du den Preis für dein Onlinecoaching oder deine Yogaklassen festlegst. Paypal erstellt auch Rechnungen für eure Schüler.

Noch automatisierter ist es, wenn du einen Onlineshop einrichtest – schau doch mal, ob dein Webseitenpaket das anbietet, oder du es via Plugin installieren kannst, oder sprich mit deinem Webseitendesigner darüber. Der Vorteil hier ist dass auch der Verkaufsvorgang automatisiert ist und im Regenfall viele Bezahlmöglichkeiten angeboten werden können. Möglich ist das zum Beispiel mit Digistore 24. Wenn du in der Schweiz lebst, eine WordPress-Seite hast und nur wenige Produkte, bietet dir MyCommerce sogar eine kostenlose Variante.

ERGÄNZUNG: Yogalehrerin Claudia Uthke hat mich eben darauf hingewiesen, dass sie bei Eversports die Möglichkeit hat, ihre Kurse auch direkt im Buchungsprogramm online hochzuladen, dann zahlen und praktizieren die Yogis/Yoginis daheim. Einziger Nachteil an dieser Lösung: es gibt leider keine Aufzeichnung der Klasse.

ERGÄNZUNG 2: Wenn ihr noch kein Verlwaltungstool habt und Live-Klassen gerne möglichst einfach verwalten möchtet, empfiehlt Yogalehrerin Jasmin Leber Fitogram. Schön ist hier: Onlineklassen können selbst in der kostenlosen Variante ähnlich wie in einem Onlineshop angeboten und bezahlt werden. Das Programm verschickt dann automatisch auch den Link, den ihr eingebt (zu Zoom oder Skype zum Beispiel) – 15 Minuten vor der Yogaklasse. Eine genaue Anleitung gibt es hier.

WELCHEN PREIS KANN ICH NEHMEN?

Im ersten Moment ist dein Impuls vielleicht, den Preis zu senken, weil die Stunde ja «nur online» stattfindet. Überlege dir das gut. Immerhin kostet dich die Struktur etwas und du kannst den Schülern zusätzlich anbieten, dass sie die Aufzeichnung bekommen. Und ist es nicht ohnehin ein ganz toller Service von dir, dass du dich mit dieser Technik auseinander setzt, um weiter für sie da sein zu können?

So, das war es fürs erste für mein Notfallpaket, damit du deine Kunden weiterhin online bedienen kannst.

Das Corona-Virus kann eine Chance sein für dich, zu entdecken, ob dir die Arbeit online Spass macht und du irgendwann einmal deine Arbeit oder einen Teil deiner Arbeit online anbieten möchtest. Und dann mit viel perfekteren Videos und einer ausgefeilten Marketingstrategie eine neue, grössere Kundschaft ansprechen möchtest.

Wenn du Fragen hast, melde dich gerne bei mir oder schreibe die Fragen direkt in die Kommentare. Gerne unterstütze ich dich auch bei einer Social-Media-Strategie, um deine neuen Onlineklassen zu füllen.

ERGÄNZUNG 1: WANN LOHNT SICH EINE PROFESSIONELLERE AUSRÜSTUNG?

Wenn ihr eure Videos nicht oder nicht nur live streamen möchtet, sondern als Aufnahmen anbieten, ändern sich oft die Ansprüche an die Qualität. Damit kommen dann aber auch Investitionen auf euch zu. Also rate ich jedem, es erst einmal mit Live-Streams auszuprobieren, auch weil das Erlebnis hier ein anderes ist und man sich nicht in seinen eigenen Perfektionismus verstrickt.

Fürs Licht: Ich werde immer wieder gefragt, was das für ein Ringdings ist auf meinem Bild: Es ist ein Ringlicht von Neewer mit Stativ und Handyhalterung. Das war für mich eine günstige all in one Lösung, da ich hauptsächlich Porträtaufnahmen mache. Es ist super, um das Gesicht auszuleuchten. Den Nachfolger meines Ringlicht-Modells von Neewer bereits mit integrierter Handyhalterung findet ihr hier auf Amazon*.

Wenn ihr aber speziell für Yogavideos etwas kaufen möchtet, empfehle ich eher eine so genannte Softbox / Studioleuchte, bzw. sogar zwei Boxen. So seid ihr auf der Matte gleichmässig ausgeleuchtet. Das Zweierset gibt es schon ab 60 Euro, zum Beispiel hier auf Amazon*. Dann braucht ihr noch zusätzlich einen guten Standort für Laptop, Handy oder Kamera – also evtl. ein Stativ.

Für einen perfekten Ton:

Der Ton ist besonders tricky. Wenn ihr streamt, bedenkt bitte, dass die Qualität der Sprache runtergerechnet wird, also immer etwas blechern oder rauschend klingt. Ein bisschen wie früher beim Telefonieren.

Ich habe rumgefragt und habe drei Lösungen gefunden: Ich selbst habe auf Empfehlung von Frank Katzer, Sichtbarkeitsexperte und toller Ansprechpartner für alle Technikfragen das Rode Wireless Go Compact Microfonsystem kabellos bestellt. Es ist super für alle, die sich vom Laptop oder Handy wegbewegen möchten und deren Stimme weiterhin im Fokus stehen soll. Funk ist schnell teuer – daher sind 180 Euro schon ein Schnäppchen. Die Funkstrecke besteht aus einem Sender und einem Empfängerteil. Im Sender, den ihr an euch dran klippt, ist schon ein Mikrofon drin. Etwas umständlich kann die Verbindung mit dem Laptop sein. Ich habe nur eine Audiobuchse für Ein- bzw. Ausgang zum Beispiel. Wie funktioniert das dann? Um weiterhin den Ton der TeilnehmerInnen zu hören und mit dem Rode meinen Ton einzuspeisen, nutze ich folgende zwei Adapter: einen USB-Adapter mit integrierter Soundkarte (ca. 8 Euro) und ein Kabel, um den Empfänger mit dem Adapter zu verbinden, dieses lag bei mir schon dem Rode Mikrofon bei.

Wenn ihr Apple-Nutzer seid: mir haben mehrere Yogalehrer bestätigt, dass Streaming und Aufnahme mit den Bluetooth Apple AirPods der zweiten Generation gut funktionieren. Dafür müsst ihr eine App namens Filmic laden und den Ton des Handys runterdrehen, damit ihr euch nicht hört. Die AirPods es schon ab 140 Euro.

Wenn ihr noch externen Ton mit ins Spiel bringen möchtet – also zum Beispiel Musik spielen möchtet – ist die Lösung von Birgit Pöltl vielleicht etwas für euch. Sie hat ein Mikrofonset mit zwei Boxen (eines ist der Umwandler in Digital) gekauft und schliesst das dann via USB an den Laptop an. Birgit Pöltl von Yogazeit.at  hat hier einige Produkte empfohlen. Ihr seid insgesamt auf etwa 400 Euro Anschaffungskosten dabei.

Bei einer Aufnahme: Sind Ton und Bild noch entscheidender und vielleicht möchtet ihr hier mit einer digitalen Spiegelreflexkamera arbeiten. Ich habe dafür gute Erfahrungen mit folgender Funkstrecke von Rode gemacht, die allerdings rund 300 Euro kostet. Wie das Video dann aussehen und sich anhören kann, seht ihr in folgendem Video von mir.

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Fragen, Ergänzungen, Erfahrungen? Immer gerne her damit. Für den persönlichen Kontakt erreicht ihr mich am besten auf Instagram. Aber auch per Email.

Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Autorin des Marketing-Bestsellers „Mindful Social Media Marketing“. Sie arbeitet als Mindful Content Mentorin und hilft Selbständigen und UnternehmerInnen ihr Warum, ihre Botschaft und ihre eigene Sprache für ihren Online-Content zu finden.