Eine Sache, die ich an Yoga liebe, ist, dass es sich immer und überall praktizieren lässt. Man braucht einfach ein Stück Boden, im Idealfall eine Yogamatte und los geht’s. Und wer noch nicht so genau weiss, was er da auf der Matte machen soll, der schaut sich einfach ein kostenloses Youtube-Video an und „turnt“ mit. Wie damals, bei Telegym.

So weit so einfach. Allerdings gibt es da ein grosses Problem.

Yoga ist nicht ungefährlich. Wer seinen Körper nicht genau kennt (und die meisten Menschen in unseren Breitengraden haben ein so miserables Körpergefühl, dass sie erst hinterher spüren, wenn sie zu weit gegangen sind), wer nicht unter fachkundiger Anweisung die sicheren Varianten der Asanas für sich erlernt hat, der geht ein erhebliches Verletzungsrisiko ein.

Manche Verletzungen passieren plötzlich, zum Beispiel beim Sturz aus dem Kopfstand, andere treten erst auf, wenn man eine Asana über Jahre wieder und wieder falsch ausführt – so zum Beispiel viele Knieverletzungen.

Aber selbst, wenn nichts passiert, ist es eine schlechte Idee Yoga zu praktizieren, ohne es gelernt zu haben. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass man der eigentlichen Herausforderung einer Asana ausweicht, wenn man sie ohne Anleitung praktiziert, ist sehr gross. Man weiss ja gar nicht, wie sich diese Position anfühlen sollte. Und unser Körper ist schlau und bequem – er ordnet die Muskeln und Knochen automatisch so an, dass eine minimale Anstrengung erforderlich ist. Er schert sich nicht darum, dass all die positiven Effekte des Yoga so überhaupt nicht eintreten.

Yoga wurde ursprünglich 1:1 unterrichtet – aus gutem Grund

Der Yoga ist ein jahrtausendealtes System, das körperlich, geistig und spirituell wirkt. Richtig: Die meisten Schüler gehen erst einmal nur wegen Rückenschmerzen oder anderen körperlichen Aspekten zum Yoga. Aber auch wenn man nur den körperlichen Aspekt betrachten möchte: Würdest du physiotherapeutische Übungen einfach so zu Hause ausprobieren, oder würdest du lieber auf Nummer sicher gehen und sie dir von einem Physiotherapeuten zeigen lassen, der um die Unterschiede der Körper und die Wirkung der Übungen weiss? Eben.

Ursprünglich wurde der Yoga übrigens im Einzelunterricht unterrichtet. Ein Lehrer – ein Schüler (Frauen durften Yoga erst später praktizieren.) Ich finde, das zeigt ganz klar, wie viel Aufmerksamkeit der korrekten und individuellen Ausführung beigemessen wurde.

Wer es sich leisten kann, sollte es wirklich einmal probieren und eine Privatstunde bei einem guten Lehrer oder einer guten Lehrerin buchen – es kann die eigene Praxis auf ein ganz neues Level heben.

Umlernen ist anstrengend. Lernt es gleich richtig!

Die meisten Anfänger wollen natürlich nicht gleich in eine Privatstunde investieren – aber der Weg in einen Anfängerkurs in einem guten Yogastudio ist meines Erachtens absolut unverzichtbar.

Lernt die Asanas von Anfang an richtig! Das schützt euch nicht nur vor Verletzungen, sondern erspart euch auch mühsames Umlernen. Denn der Körper hat ein starkes Gedächtnis: Wenn er sich etwas „falsch“ angewöhnt dauert es ewig, ihm das wieder anders beizubringen. Ich spreche aus Erfahrung, weil ich mir in überfüllten Uni-Poweryoga-Stunden seltsame Bewegungen angeeignet habe, mit denen ich manchmal heute noch kämpfe …

Dieser Artikel entstand übrigens auf Anregung meiner Freundin und Leserin Katrin von Saiten, die jeden Tag vor ihrem PC übt – und das total sicher, weil sie jahrelang in ein gutes Yogastudio gegangen ist und auch immer wieder dorthin oder zu anderen LehrererInnen zurück geht, um ihre Ausführung zu überprüfen. Auch ich übe sehr gerne mit Yogaeasy.de und anderen Videos.

Am 2. Januar startet wieder die 30 Tage Yoga Challenge von Youtube-Star-Lehrerin Adriene. Ich mag sie sehr und werde vermutlich auch mitmachen. Allerdings finde ich es kritisch, dass sie sagt, die Challenge sei für JEDES Level geeignet.

Anfänger sollten Asanas nicht vor dem TV oder PC üben – sondern mit einer/m guten LehrerIn.

Wie seht ihr das? Ich freue mich auf eure Meinung in der Kommentarfunktion und Sukhi und ich wünschen euch wunderbare Weihnachten!

Usprünglich erschienen auf sukhiyoga.net