Journaling-Ritual: Geburtstagsbriefe an mich selbst

30. Juli 2025

Letzte Woche hatte ich Geburtstag. Und jedes Jahr fragt ihr mich wieder auf Instagram, was denn das für eine Übung sei mit meinen Geburtstagsbriefen. Was ich da so reinschreibe und ob es eine Anleitung für dieses Ritual gibt. Jetzt schon! Die kraftvollen Briefe an mich selbst begleiten mich schon seit vier Jahren. Dich künftig vielleicht auch?

Wie sind die Geburtstagsbriefe entstanden?

Es war der Geburtstag nach einem besonders ereignisreichen Lebensjahr. Meine Selbständigkeit war wuselig, erfüllend, stellenweise überfordernd. Ich blickte zurück, versuchte mich zu erinnern, wo ich vor einem Jahr an meinem Geburtstag gestanden hatte. Aber ich konnte es nicht mehr an diese Bianca erinnern, konnte sie nicht mehr fühlen. Was waren ihre Träume und Sorgen? War ich in die richtige Richtung gegangen, um ihr zu helfen?

Das war die Geburtsstunde meiner Geburtstagsbriefe. Ich schrieb also an meinem 40. Geburtstag einen Brief, in dem ich mir selbst zum 41. Geburtstag gratulierte. Und seither ist es ein lieb-gewonnenes Ritual geworden. Ich nehm mir etwas Zeit nur für mich – öffne den Brief an mich selbst. Ich staune darüber, wie ich im Vorjahr gedacht und gefühlt habe. Und dann schreibe Zeilen an das Geburtstagskind in einem Jahr!

Die Geburtstagsbriefe fühlen sich an wie eine liebevolle Umarmung an mich selbst. Und vor allem zeigen sie mir, wo ich mich wie entwickelt habe.

Ich glaube tatsächlich, dass ich dieses Ritual selbst erfunden habe – und doch würde es mich wundern, wenn noch niemand vor mir auf diese Idee gekommen ist. Immerhin gibt es ja sogar Webseiten, auf denen man auch E-Mails an sein Zukunfts-Ich schreiben kann, die man dann an einem bestimmten Stichtag erhält, wie hier auf futureme.

Auch das habe ich schon ganz bewusst genutzt. In Phasen, in denen es mir nicht so gut ging. Weil der Gedanke so tröstlich war, dass es der Bianca, die diese Zeilen in einigen Monaten lesen wird, sicher wieder besser gehen wird.

Was schreibe ich in meine Geburtstagsbriefe?

Meine Geburtstagsbriefe schreibe ich von Hand und ich nutze hauptsächlich die Methode des expressiven Schreibens. Da bedeutet, ich lasse es frei fließen. Alle Gedanken, die kommen, dürfen auch aufs Papier. Nach einer gewissen Anfangsbefangenheit, in der die Sätze hölzern wirken, stehen da oft Dinge, die mein Verstand allein so nicht erlaubt hätte – mein Unterbewusstsein schreibt also mit. (Mehr über verschiedene Journaling-Methoden und ihre Wirkung.)

Obwohl ich mir dieses freie Fließen auf dem Papier erlaube, merke ich, dass meine Briefe doch immer recht ähnlich aufgebaut sind:

  1. Um in Schreib-Flow zu kommen, beginne ich einfach damit mir zum Geburtstag zu gratulieren. Damit überbrücke ich die hölzerne Anfangsphase.
  2. Dann wandern meine Gedanken zu dieser Zukunfts-Bianca, was sie tun und fühlen wird und was wohl im letzten Jahr passiert sein wird. Oder ich schreibe ihr auf, was ich ihr besonders wünschen würde.
  3. Anschließen gehe ich dazu über, zu erzählen, wie es der jetzigen Bianca an ihrem Geburtstag geht. Was sie beschäftigt, worauf sie stolz ist, was sie sich anders wünscht. Manchmal beschreibe ich auch, wo ich gerade sitze, während ich diesen Brief schreibe – ich habe nämlich gemerkt, dass dies der Zukunfts-Bianca hilft, sich wieder in ihr altes Ich hinein zu versetzen.

Fallstricke beim Schreiben der Geburtstagsbriefe und wie du sie umgehst

Bisher hat es nur ein Jahr gegeben, in dem mir das Lesen meines alten Briefes nicht gutgetan hat. Das war, als ich einen sehr leistungsorientierten Brief geschrieben hatte. Etwa im Stil von „In einem Jahr wirst du sicher konkretes Ziel X erreicht haben und diese und jenes Problem-Thema endlich gelöst haben.“

Ihr könnt euch meine Enttäuschung vorstellen, dass ich eben noch nicht ganz soweit war. Ich hatte mich quasi selbst enttäuscht!

Seither formuliere ich Wünsche und Ziele vorsichtiger. Zum einen, weil für die ganz großen Themen ein Jahr viel zu kurz ist. Und zum anderen weil mir bewusst geworden ist, dass sich in einem Jahr die Wünsche und Ziele auch verschieben können. Meine Wünsche an mich selbst klingen jetzt allgemeiner. Ich beschreibe lieber, welches Gefühl ich mir wünsche, als ganz konkrete Ziele damit zu verbinden. Vor allem aber schreibe ich liebevoller und erinnere mich gerne daran, worauf ich jetzt schon stolz sein darf.

Brief öffnen und staunen: Genau die richtigen Worte

Wenn du nun selbst die Geburtstagsbriefe ausprobieren möchtest, verkopfe es bitte nicht. Schnapp dir schönes Briefpapier (wann nutzt man das sonst noch?), denk liebevoll an dich selbst in einem Jahr und leg los!

Meine Erfahrung ist, dass die Briefe, die du in einem Jahr öffnen wirst, das schönste Geburtstagsgeschenk sind, dass du dir selbst machen kannst. Staune darüber, wie viel du schon vorhe gesehen hast und dass du selbst am allerbesten genau die Worte triffst, die du am kommenden Geburtstag hören musst.

Weiterlesen – wenn du nicht nur einmal im Jahr die Kraft des Journaling nutzen willst:

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Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Content-Mentorin und und Copywriting-Expertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus und Werbeagenturen. Sie unterstützt Selbständige, Unternehmer*innen, sowie NGOs und Stiftungen dabei, mit wertebasiertem Contentmarketing wirksam sichtbar zu werden.
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