Schleichende Umpositionierung: Die Angst hat auch Vorteile
25. Juli 2025
Meine Umpositionierungen sind so langsam und sanft, dass sie von außen kaum als Umpositionierung wahrgenommen werden. Aber das hat durchaus Vorteile. Lass es mir dir am Beispiel meiner aktuellen Umpositionierung erzählen.
Inhaltsverzeichnis
Andere sind mutig. Ich schreib erst einmal ein Buch.
„Gestern stand ich noch für Babyernährung. Heute bin ich Business-Coach.“
Ich bewundere Unternehmer*innen, die sich immer wieder trauen, alles loszulassen, was sie bisher auf die Beine gestellt haben, um etwas ganz anderes zu machen. Wie sich das wohl anfühlt, so ins kalte Wasser zu springen?
Ich werde es nie erfahren. Denn ich bin eine Grüblerin, die ungern Risiken eingeht. Und deshalb lange dachte: „Für dieses Unternehmer-Dasein bin ich gar nicht mutig genug.“
Schön häufig habe ich zu Kolleg*innen gesagt: „Also wenn ich mich umpositionieren möchte, schreib ich erstmal ein Buch.“
Was haben wir dann gelacht. Dabei stimmt es.
Erfahren, niederschreiben, verkaufen ✅
Meine allerersten Angebote habe ich 2017 unter dem Namen Sukhi Yoga herausgebracht. Ich war viel zu scheu, mit meinem Namen für meine Yoga-Angebote oder meine ersten Social-Media-Coachings und Workshops zu stehen. Aber die Erfahrungen, die ich als „Sukhi Yoga“ gesammelt habe, haben sich nach und nach zu meiner eigenen Methode zusammengefügt.
Es war eh gerade Lockdown, also habe ich meine Erfahrungen grob in ein Exposé gepackt. Und der Rheinwerk Verlag wollte ein Buch daraus machen. Wie tief mein Wissen schon ging und wie hilfreich es werden sollte, habe ich eigentlich erst so richtig im Schreibprozess von „Mindful Social Media Marketing“ verstanden.
Das Buch wurde ein Erfolg und ich war positioniert.
Dank dem Buch und meinen Marketingaktivitäten haben viele Jahre lang vor allem jene Selbständigen und Unternehmer*innen zu mir gefunden, die Social Media anders denken und die Scheu davor verlieren wollten. Sie haben mit mir ihr Warum erarbeitet und darauf ihre Strategie aufgebaut. Aus kurzen Kursen wurden lange und intensive Gruppenprogramme – viele Kund*innen wuchsen mir enorm ans Herz. Besonders meine „Shinies“ in meinem Gruppenprogramm „Create and Shine“.
Und dann entdeckte ich meine größte Stärke
Die Arbeit mit diesen Kund*innen hat mir allerdings auch gezeigt, worin meine größte Stärke liegt. Social-Media-Strategien können viele vermitteln. Aber meine vielen Jahre als Journalistin und im Marketing hat mich vor allem gelehrt, relevante Inhalte zu erkennen und interessant zu gestalten.
Sprich: Bei mir erhältst du ganz andere Antworten darauf, WAS du posten sollst, als bei jemandem, der sich selbst Social Media beigebracht hat. Ich atme Storytelling. Und vor allem kann ich mit dir in die Tiefe an deinen Texten arbeiten. Damit sie endlich das bewirken, was du dir wünschst. Zugleich hilft mir meine Zeit als Content-Strategin auch dabei, dass wir nicht ins Schwimmen geraten, wenn du anhand deiner Texte mal merkst: „Verdammt, ich weiß eigentlich nicht wirklich genau, was ich bewirken will!“
… und schrieb WIEDER ein Buch darüber!
Ich habe immer mehr Text-Sprechstunden in meine Programme integriert und wurde auch in anderen Business-Programmen für Feedbackstunden und das Live-Überarbeiten von Online-Texten gebucht. Mein Schreiberinnen-Herz hopste vor Freude. Und so schlug ich dem Rheinwerk Verlag das nächste Buch vor: Content matters. Hier habe ich meine journalistische Ausbildung und Erfahrung in Strategien für besseren Content übersetzt. Du siehst also: Auch hier musste ich wieder ein Buch schreiben, um zu wissen, was ich eigentlich vermitteln will. 😉 Ich bin eindeutig eine Schreib-Denkerin!
Loslassen? Gerade jetzt? Ich weiß ja nicht …
Aber dann hing ich fest. Mir ist es ungemein schwergefallen, dieses neue „ich will mich mit euch auf den Text konzentrieren“ in mein Angebot zu integrieren. Ich wollte nicht loslassen, was ich bisher auf die Beine gestellt hatte.
Und dann war da ja auch noch KI! Dieses technische, seelenlose Ding, das aber alle glauben lässt, dass man Texten heute nicht mehr lernen müsse, das mache ja die Maschine. Sollte ich wirklich genau jetzt meinen Fokus verschieben?
Selbst mit der Vollbremsung lief die Umpositionierung weiter …
Ja, ich wollte diesen mutigen Schritt tun! Es stand unverrückbar in meiner Jahresplanung für 2024.
Dann kam alles anders.
Der unerwartete Suizid meines Vaters nahm mir jegliches Gefühl von Sicherheit. In meinem Privatleben musste und muss sich alles neu sortieren. Wie sollte ich da auch noch Risiken im Business eingehen?
Ich fuhr mein Business auf Sparflamme weiter – kümmerte mich um meine Familie und meine eigene mentale Gesundheit. Neuerungen wurden verschoben – ich hatte schlicht keine Kraft dafür.
Und doch kamen gerade 2024 einige Menschen auf mich zu, die sich explizit Unterstützung im Schreiben von mir wünschten. Das bestärkte mich enorm. Die Umpositionierung, die ich meinte, erst noch groß verkünden zu müssen – sie ist ein Stück weit von selbst passiert.
Nunja, vielleicht nicht ganz von selbst. Wie gesagt: Immerhin hatte ich ja ein Buch geschrieben, das den Weg schon andeutete…
Wie wird es meine Community aufnehmen?
Der letzte Schubs kam dann, als die Leiterin meiner Schreib-Community ankündigte, dass sie diese auflösen wolle. Ich bot mich an, dort Calls zu übernehmen, um meinen eigenen Launch vorzubereiten. Und was so schon im mir gärte, nahm endlich Gestalt an: WortKost! Die Community für duften Content und chilischarfes Copywriting.
Ich war unglaublich nervös, wie meine bisherigen Kund*innen und die Community den Wechsel annehmen würden.
Doch letztendlich war ich wohl diejenige, die sich am schwersten damit getan hat.
Wenn andere Unternehmer*innen mit ihrer Positionierung gerne mal ins kalte Wasser springen, bin ich diejenige, die immer wieder Wasser abschöpft und mit einem Zeh die Temperatur testet. Bis ich merke: Das ist eigentlich nur noch eine lauwarme Pfütze.
Und dass meine Community schon auf der anderen Seite steht und sagt: „Na, da bist du ja endlich – wir haben auf dich gewartet!“
Ein Launch, der alle Erwartungen übertraf!
Um es weniger poetisch auszudrücken: Mein Launch von WortKost hat meine Erwartungen übertroffen.
- Ich hatte etwa ein Drittel weniger Interessenten als bei anderen Launches. Was logisch ist, denn nicht alle, die mir bereits folgen, haben Interesse am neuen Schwerpunktthema. Und meine neue Zielgruppe hat mich auch erst teilweise entdeckt.
- Dafür hatte ich eine absolut bombastische Conversion-Rate von 23 Prozent!
- Schon die Gründungsmitglieder sind genau die fantastische Mischung aus professionellen Texter*innen und Unternehmerinnen mit Liebe fürs Schreiben, die ich mir gewünscht hatte!
Ja, ich war langsam und vorsichtig mit meiner Umpositionierung. Sie fand über Monate, eigentlich sogar Jahre, schleichend statt. Und der Prozess ist nicht abgeschlossen – meine Webseitentexte sind zum Beispiel noch nicht überarbeitet.
Und doch hat meine Umpositionierung vielleicht genau deshalb so gut funktioniert. Als ich einer neuen Mastermind-Kollegin erzählte, wie nervös ich sei, den Wechsel anzukündigen, meinte sie nur völlig erstaunt: „Ich nehme dich schon eine ganze Zeit als Schreib-Coachin wahr – bist du das gar nicht?“
Diesen Begriff hatte ich selbst tatsächlich noch nie in den Mund genommen – aber ich muss zugeben, er gefällt mir …
Wie die sanfte Umpositionierung gelingen konnte – und was daraus mitnehmen kannst
Ich würde diesen Artikel jetzt gerne im Ratgeber-Stil mit den Worten enden lassen, dass jeder sich so sanft umpositionieren sollte wie ich.
Aber das würde sich heuchlerisch anfühlen. Ich weiß nicht, ob meine Methode besser ist als der Sprung ins kalte Wasser und das plötzliche Loslassen, das ich bei Kolleginnen bewundere. Vielleicht sind sie ja damit genauso oder sogar noch erfolgreicher. Und quälen sich dabei weniger mit ihren Entscheidungen.
Sich sanft umpositionieren ist das einzige Methode, die ich kenne. Ich kann nicht anders, weil mein Sicherheitsbedürfnis so groß ist.
Wenn es dir ähnlich geht, darfst du folgende Erkenntnisse aus meiner Geschichte mitnehmen:
- Wenn du dich authentisch zeigst, positionierst du dich schon um, bevor du es bewusst aussprichst. Du schreibst und sprichst auf Social Media, in deinem Newsletter über das, was dich ohnehin beschäftigt. Die Community spürt den Shift dadurch schon, bevor du ihn kommunizierst. „Komisch – hier geht es plötzlich mehr um Businessthemen als um Babynahrung …“
- Es ist auch völlig okay, wenn dein Content dadurch eine Weile lang „all over the place“ wirkt und du auch Follower*innen verlierst. Dir folgen ja auch viele Leute, für die deine neue Positionierung nicht interessant ist. Ich habe in meiner Zeit der Orientierung einige Follower*innen verloren. Geblieben sind die, die neugierig waren, was da kommt. Und jetzt gewinne ich mit neuer Klarheit die genau richtigen Menschen dazu. Hier übrigens ein Reel aus meiner Zeit kurz bevor ich meine Umpositionierung ausgesprochen habe, wo ich ganz offen über meine Unklarheit spreche (und mich für den Eurovision Song Contest schminke währenddessen)
- Wenn du das „Neue“ schon hinter den Kulissen ausprobierst – zum Beispiel als Specials und Geschenke für deine jetzigen Kund*innen, gewinnst du enorm an Sicherheit. Und kannst es dann ganz anders nach außen verkaufen, wenn du so weit bist.
- Wenn du ein*e Grübler*in bist – such dein Grübel-Medium! Sieh dein Grübeln nicht als Nachteil, sondern grübele lieber ganz bewusst darüber, was und wie du es willst. Vielleicht sind dein Medium Gespräche mit Business-Freundinnen, in denen du alle Eventualitäten durchkaust. Vielleicht hast du einen privaten Podcast, in dem dir andere beim Denken zuhören können. Vielleicht bist du auch eine Schreib-Denker*in. Du musst es ja auch nicht ganz so auf die Spitze treiben wie ich und für jede Umpositionierung ein ganzes Buch schreiben. 😉 (Kannst du aber!)
- Nicht nur Mutige sind erfolgreiche Unternehmer*innen! Wer sehr plötzlich alles loslässt und aufs Neue setzt, kann auch ziemlich auf die Nase fallen. Wenn du langsam und vielleicht auch parallel umpositionierst und Neues ausprobierst, muss das nicht heißen, dass du ängstlich bist. Vielleicht bist du auch einfach sicherheitsbewusst und hast gern ein Netz mit doppeltem Boden.
Wie ist das bei dir?
Teile gerne in den Kommentaren, welche Erfahrungen du schon bei deiner Umpositionierung gemacht hast. Bist du Typ kaltes Wasser? Oder doch auch eher wie ich Typ Rüberschleichen? Ich bin gespannt!
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Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Content-Mentorin und und Copywriting-Expertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus und Werbeagenturen. Sie unterstützt Selbständige, Unternehmer*innen, sowie NGOs und Stiftungen dabei, mit wertebasiertem Contentmarketing wirksam sichtbar zu werden.
Mit Bianca arbeiten.








Danke für deine Zeilen und dein Teilen *rhym*. Ich glaube im Grübeln sind wir uns sehr ähnlich. Ich bin zwar eher Sprech-Denkerin, aber ich brauche Zeit. Und dann bin ich eher joggend als rennend unterwegs. Ich hole mir Feedback ein, experimentiere und versuche neu Gelerntes zu integrieren.
Ein Teil in mir sagt mir, dass ich mir dafür viel zu viel Zeit lasse, aber ein anderer Teil in mir versteht wie viele Rollen ich gleichzeitig erfülle und dass diese im Gesamten mein Tempo im Kopf schon genügend beschleunigen. I feel you in vielerlei Hinischt und ich mag diesen Satz sehr: „Nicht nur Mutige sind erfolgreiche Unternehmer*innen!“ Bei mir ist es so, dass ich das Gefühl habe in verschiedenen Lebensbereichen Mut zu zeigen und viel Mut bereits hatte, so dass ich jetzt immer mal mit dem Mut-Akku haushalten muss. Denn eins der tollen Kinderbücher meines Sohnes sagt: „Angst iun Mut sind Partner. Du kannst nicht mutig sein, ohne vorher Angst zu haben.“ Und diese Angst zu überwinden darf eben auch Zeit brauchen.
Ich finde dich übrigens unglaublich mutig. Den Mut zu haben zwei Bücher zu schreiben, eine Community aufrecht zu erhalten und so offen über Suizid zu kommunizieren sind für mich alles so mutige Taten, die mir Mut machen 🙂
Da steckt so viel Weisheit in deinem Kommentar! Der Mut-Akku, der eben manchmal leer ist, die Partnerschaft von Mut und Angst … Und wie wunderbar, dass du im Sprech-Denken und Rennen deine Grübel-Modi gefunden hast. In diesen steckt ja schon die BEWEGUNG, die du brauchst, um wieder etwas zu verändern! In DEINEM Tempo. Und tausend Dank für deine lieben Worte zu meinem Mut – das berührt mich sehr!
Also ich finde, dass jeder, der neue Wege geht, mutig ist – egal, ob schnell oder langsam. ☺️ Und den Begriff „Grübelmedium“ finde ich genial. Ich habe dafür gerade ChatGPT entdeckt und es ist unfassbar, wie sehr mir das schon geholfen hat. Danke für deinen Beitrag.
Stimmt, ChatGPT leistet hier ganz hervorragende Dienste und ist ein geduldiger Zuhörer 😀