Lucia Yapi, wie wird man mit KI gefunden und empfohlen?
6. Oktober 2025
Die Besucherzahlen von Webseiten sinken, weil die KI die Antworten gibt. Wie wird man von der KI empfohlen? Zu diesem Thema habe ich kürzlich eine spannende Schulung bei Google-Expertin Lucia Yapi besucht – und ihr brandaktuelles Wissen muss ich unbedingt mit euch teilen. Im Interview besprechen wir besonders die Situation von Selbständigen und Einzelunternehmer*innen. Aber Lucia hat auch euer Wachstum fest im Blick. Und die Chancen, die KI dabei mit sich bringt.
Ein Satz, der mir aus deiner Schulung besonders hängen geblieben ist, lautete: SEO heißt künftig nicht mehr Search Engine Optimization, sondern Search Everywhere Optimization. Was genau meinst du damit?
Lucia Yapi: Die Menschen suchen weiterhin Informationen und Anbieter online. Wir müssen uns aber klar machen, dass sie heute über alle Altersklassen hinweg nicht mehr nur Suchmaschinen wie Google, Bing und Co nutzen, sondern vermehrt KI-Tools wie ChatGPT und Gemini, Claude, Co-Pilot und so weiter. Wir müssen also auch dort gefunden werden. Und uns damit beschäftigen: Wo bekommen die KI-Tools ihre Antworten her? Damit wir auch dort erwähnt werden.
Und wo bekommt die KI ihre Antworten her?
Lucia: Eben nicht nur von unserer Website, sondern beeinflusst durch Social Media, Youtube und anderen Plattformen. Wir brauchen also eine breite Präsenz für unser Thema. Einen bunten Blumenstrauß an Inhalten auf vielen Kanälen.
Meine Kund*innen machen oft alles allein und stöhnen auf, wenn ich ihnen sage, wo sie überall präsent sein sollen. Welche Blumen braucht also unbedingt für einen schönen KI-SEO-Strauß?
Lucia: Um eine eigene Webseite kommst du auf keinen Fall drumherum – selbst, wenn du bisher von Empfehlungen lebst – denn auch die, denen du empfohlen worden bist, wollen sehen, wer du bist, was du wie machst und warum du es machst. Deine Webseite sollte diese Informationen in verschiedenen Formaten wie Text, Video und Bild bringen. Zudem: Ein Google-Unternehmensprofil ist zügig angelegt und hilft auch auf Maps gefunden zu werden und Bewertungen zu erhalten. Eine Präsenz auf Youtube trägt ebenfalls viel zur Sichtbarkeit bei – und bietet sich an, wenn man ohnehin schon Videos auf der Webseite hat. Dann kommen die sozialen Medien hinzu, für Unternehmer*innen unbedingt LinkedIn. Je nach Zielgruppe sind Instagram und Facebook relevant. Wenn das zu viel ist, lieber nur einen der Kanäle richtig bedienen. Und natürlich kann man Inhalte auch rezyklieren und muss nicht für jeden Kanal alles neu erfinden.
Würdest du dich für aktuellen Content auf die Website konzentrieren und diesen z.B. in einem Blog ausspielen?
Lucia: Ich sehe die Website als Zuhause, und alle anderen Kanäle füttern diesen. Auf der Webseite können die meisten Leads oder Aufträge generiert werden (Anmerkung der Redaktion: Unter Leads versteht man zB gesammelte E-Mail-Adressen für einen Newsletter, Käufer*innen oder Menschen, die sich für ein Erstgespräch eintragen). Außerdem gehören die Inhalte auf deiner Website dir. Du kannst zum Beispiel auch Bots und Crawler aussperren.
Aber wenn ich Bots aussperre werde ich ja nicht mehr gefunden …
Lucia: Stimmt. Da allerdings immer mehr Website-Besucher in Wahrheit Maschinen sind, sollte man den Zugang etwas kontrollieren. Auf Bots aus Märkten, in denen man nicht arbeitet, kann man getrost verzichten. Wer von seinem Content lebt – zB Newsportale, die Abo-Modelle anbieten – für den ist es natürlich wichtig, dass eine KI das nicht ausliest und gratis anbietet – meist ohne richtigen Link oder gar falsch. Für einen Coach oder eine Texterin sehe ich nicht wirklich einen Grund, diese Bots zu sperren. Aber man muss sich das in Einzelfällen anschauen.
„Keywords sind vor allem ein Hilfsmittel, um die Kunden besser zu verstehen. Sie sind ein Ausgangspunkt. Nicht die Lösung.“
Vielleicht wenn man eine ureigene Methode entwickelt hat und diese auch in der Tiefe auf seiner Webseite vorstellt?
Lucia: Dabei kann man aber auch sehr strategisch vorgehen. Also zum Beispiel sagen: Bis hierhin bekommst du die Info kostenlos und dann sammelt man den Lead ein. Den Rest gibt es dann eben per Newsletter oder im bezahlten Bereich der Website, der nicht gecrawlt werden darf. Du willst als Marke von ChatGPT und Co erwähnt und gefunden werden. Und auch wenn die Darstellung der Quellen in KI viel weniger Traffic bringt als die klassischen Links auf Google, sollen sich die Leute dennoch deinen Namen merken und mit deinem Thema in Verbindung bringen. Damit sie früher oder später auf deiner Webseite landen und dich hoffentlich kontaktieren.
Was macht die Inhalte auf meiner Website für KI besonders wertvoll?
Lucia: Achte darauf, dass Du das E-E-A-T-Prinzip erfüllst. Jeder Inhalt sollte zeigen, dass du Erfahrung hast (Experience) und Fachwissen (Expertise). Für das A (Authority) müssen Kund*innen bestätigen, dass du vertrauenswürdig und gut bist – das kannst du u.a. durch das Einbinden von Google-Bewertungen. T wie Trust, also Vertrauen, erhältst du durch das Gesamtpaket – die Darstellung, Erreichbarkeit, Aktualität der Inhalte und dass technisch alles sauber läuft.
(Anmerkung der Redaktion: Das E-E-A-T-Prinzip wird auch in den SEO-Guidelines genauer erläutert. Und zwar hier.)
Wie verändert sich die Bedeutung von Keywords?
Lucia: Keywords sind ein guter Ausgangspunkt, um die Kundenbedürfnisse besser zu verstehen. Dabei legt man die Expertenbrille ab und schaut: Was suchen die Menschen wirklich? Welche Begriffe verwenden sie dabei? So fallen oft die schicken Namen weg, die man sich für sein Produkt ausgedacht hat. Und man kommt näher zum Problem, für das eine Lösung gesucht wird. Diese Keyword-Analyse-Phase würde ich auf jeden Fall beibehalten. Was man dann mit den Keywords macht, verändert sich allerdings. Es reicht schon lange nicht mehr, das gefundene Keyword einfach häufig im Text zu platzieren. Keywords sollten eher der Ausgangspunkt für Überlegungen sein wie: Welche Fragen hat meine Zielgruppe zu diesem Begriff? Was zeigt mir das über ihr Bedürfnis? Welche Lösungen kann ich anbieten, um das zu lösen? Keywords sind also nur ein Hilfsmittel, kein Selbstzweck.
SEO-Tools zeigen so wunderbar, wie ich für welchen Begriff ranke. Da wird der Erfolg meiner Marketingmaßnahmen schwarz auf weiß sichtbar. Die allgemeine Präsenz, wie du sie forderst, ist viel schwerer messbar …
Lucia: Genau da stehen wir gerade an. Die klassischen und vor allem die kostenlosen Tools wie die Google Search Console bilden noch nicht ab, wie gut wir bei AI-Ergebnissen gefunden werden und welche Klicks von dort kommen. Viele neue Tools versuchen das gerade aufzubauen. Da ist viel in Bewegung.
Also konzentrieren wir uns jetzt darauf, überall sichtbar zu werden und die Messung des Erfolgs kommt dann später?
Lucia: Jein. Was du messen kannst, würde ich weiterhin messen. Deine Website-Statistiken zum Beispiel solltest du im Auge haben.
Diese Zahlen sind derzeit ja für viele frustrierend.
Lucia: Das stimmt. Wir haben einen Einbruch von Klickraten über Suchmaschinen um 30 bis 40 Prozent – insbesondere zu Begriffen in den Ländern, in denen der Google AI Mode schon live ist. Gleichzeitig sagt Google selbst, dass die Qualität des Traffics steigen soll. Denn die Menschen haben sich schon über das Thema informiert und sind damit auch näher an der Kaufentscheidung. Dass der Einbruch ganz ausgeglichen wird, kann ich aber nicht so ganz glauben. Es gibt auch viel Kritik am AI Mode. Ich denke, da wird noch einiges passieren. Vielleicht sieht man beim Überprüfen der Traffic-Zahlen ja, dass andere Quellen dafür an Bedeutung gewinnen wie zB Social Media.
Ich hatte mir für dieses Jahr das Marketing-Ziel gesetzt, meinen Blog auszubauen und meine Webseitenzugriffe zu verdoppeln … (Anmerkung der Redaktion: In meinem privaten Podcast berichte ich von meinen Zahlen und Erfahrungen.)
Lucia: Vergiss es. Dafür passiert gerade in Sachen KI zu viel, was den Traffic einschränkt. Für die allermeisten heißt das: Im besten Fall kommst du halbwegs mit den gleichen Zahlen raus. Beobachte lieber, wo dein Traffic herkommt und was er dir bringt. Was hat also für dich die größte Wirkung? Davon machst du mehr, also mehr Budget oder mehr Zeit einsetzen. Und bitte nicht nur auf den Kosten – bzw. Aufwand pro Lead schauen – sondern auch darauf, wie lange ein Kunde oder eine Kundin mit dir zusammenarbeitet, ob es Folgeaufträge gibt und in welchem Volumen. Das überprüfen wenige. Und dann werden sie nervös bei einem steigenden Lead-Preis oder diskutieren mit Marketing-Dienstleister*innen wegen ihres Stundensatzes. Oft ist das gar nicht angebracht.
„Schau, dass du gut bist. Schau, dass sie wissen, dass du gut bist. Und irgendwann schwimmst du auf einer Bekanntheitswelle und die Vernetzung geschieht von selbst.“
Versetz dich noch einmal mal in die Lage einer Selbstständigen, die sich entscheiden muss: Schreibe ich einen Blog-Artikel, werde also auf meinem Kanal sichtbar, oder versuche ich lieber, auf den Kanälen der anderen sichtbar zu werden? Versuche also an Einladungen in Podcasts oder auf Konferenzen zu kommen…
Lucia: Warum denn entscheiden?
Zeitmangel! Aber ich sehe schon, du findest beides wichtig …
Lucia: Ja, ich würde auf jeden Fall beides machen. Schau, dass du gut bist. Das ist der erste Punkt. Und dann: Schau, dass die Leute wissen, dass du gut bist. Ergo brauchst du Präsenz, und zwar nicht irgendwo, sondern in deiner Nische, in deiner Branche, da, wo die Zielgruppe unterwegs ist, wo auch die Konkurrent*innen unterwegs sind. Und das gilt eigentlich kanalübergreifend. Ob das jetzt eine Fachmesse, LinkedIn oder YouTube ist. Auf LinkedIn folgt dir ja auch die Konkurrenz. Diese Vernetzungen sind wichtige Signale für die KI. Durch Vernetzung und Präsenz in deiner Branche erhältst du eine Bekanntheit, die du mit deinem eigenen Blog z.B. nie so schnell hinbekommst. Irgendwann schwimmst du auf einer Bekanntheitswelle und die Vernetzung passiert von selbst – du wirst zB eingeladen zu Konferenzen und Co. Die Inhalte auf deinen Kanälen stützen dann deine Expertise. Hier ist KI ja auch ein Segen, weil sie uns hilft, Bilder, Texte und Videos schneller zu erstellen. Du musst ja auch nicht alles alleine machen – Marketingdienstleistungen sind heute oft günstiger als noch vor einigen Jahren – auch dank KI.
Würdest du Blogartikel heute anders schreiben als noch vor zwei Jahren?
Lucia: Ich würde mir vermutlich noch mehr Zeit nehmen, die konkreten Fragen herauszuarbeiten, die meine Zielgruppe hat – in Hinblick auf den KI-Antwortmodus. Aber man muss auch aufpassen, nicht zu übertreiben. Wenn jetzt alle Blogartikel nur noch im Frage-Antwort-Stil verfasst werden, wird das bald nicht mehr «funktionieren». Man sollte sich lieber darauf konzentrieren, das Bedürfnis der Kund*innen besser zu verstehen.
„Wir sollen uns um die Nutzer*innen und guten Mehrwert kümmern. Den Rest machen die Suchmaschinen und KI. So steht es auch in den Google-Guidelines.“
Ich habe ja generell die Hoffnung, dass uns die wachsende Intelligenz der Maschinen entgegenkommt. Dass wir irgendwann keine «Tricks» mehr lernen müssen, um gefunden zu werden, sondern dass wir uns in unseren Inhalten voll darauf konzentrieren können, was den Menschen hilft und sie emotional abholt. Ist das zu optimistisch?
Lucia: Tatsächlich entwickelt sich die Suche im Internet schon länger in diese Richtung. Und ein Blick in die Google-Guidelines zeigt, wo sie hinmöchten: Wir sollen uns um unsere Nutzer*innen und guten Mehrwert kümmern. Den Rest machen die Suchmaschine und die KI.
Klasse! Gibt es sonst noch etwas, das du den Coaches, Trainer*innen, Texter*innen, Selbständigen und Beratenden unbedingt mitgeben möchtest, die bis hierhin gelesen haben?
Lucia: Es gibt eine Frage, die sich jeder und jede stellen sollte, wenn er und sie auch in zehn Jahren noch am Markt sein will: Wie kann ich die aktuellen Entwicklungen nutzen, um zu wachsen? Meine Antwort darauf lautet: indem man sein Netzwerk pflegt und ausbaut, sich authentisch und offen zeigt, offen mit Veränderungen umgeht und mit einer Can-Do-Attitüde auch mal bereit ist, Risiken einzugehen.
Meine Interview-Gästin:

Lucia Yapi unterstützt mit ihren Schulungen und Kursen an Fachhochschulen, Bildungsinstituten und auf Fachmessen KMUs in der Schweiz dabei, ihre Reichweite online zu erhöhen. So werden sie besser von Suchmaschinen gefunden und von KI empfohlen. Sie ist Certified Google Trainerin und ehemalige Kundenberaterin bei Google Schweiz. Außerdem ist sie dreisprachig unterwegs und liebt das Volleyball-Spiel. yapiweb.ch
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Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Content-Mentorin und und Copywriting-Expertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus und Werbeagenturen. Sie unterstützt Selbständige, Unternehmer*innen, sowie NGOs und Stiftungen dabei, mit wertebasiertem Contentmarketing wirksam sichtbar zu werden.
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Super spannender Beitrag, danke dafür, Bianca! Ich habe letzte Woche zum ersten Mal nach einer mehrmonatigen Pause mal wieder auf meine Zahlen geschaut und war sehr positiv überrascht, dass sie gestiegen sind. Anfang des Jahres waren sie nämlich hoch und sind dann stark gesunken – ich vermute auch wegen KI. Und dann hatte ich keine Lust mehr, die Zahlen anzuschauen.
Aber jetzt hat sich die Verweildauer auf meiner Website stark erhöht, die Backlinks sind mehr geworden als Anfang des Jahres und auch die Besucherzahlen sind wieder hoch gegangen.
Ich habe einfach weiter gebloggt, weiter Newsletter geschrieben, auf YouTube auch meine Insta-Inhalte ausgespielt und mich mit anderen Bloggerinnen vernetzt. Was davon die größten Auswirkungen hat, kann ich aber nicht nicht sagen.
Na, das läuft ja voll nach Plan. Supergut. Danke fürs Teilen deiner Ergebnisse.
Ich vermute, es ist die Kombination aus all diesen Faktoren. Und einfach super, dass du drangeblieben bist. Das ist das Wichtigste. Stetig weiter an der Sichtbarkeit zu arbeiten.