KI und Kreativität: Trends sind ein Weg zum eigenen Stil – nicht der Untergang des Abendlandes

Zuletzt aktualisiert am 14. April 2025 von Bianca Fritz

An all die Kulturkritiker, die gerade den Untergang des Abendlandes wittern, nur weil ein paar Menschen ein KI-Bild von sich als Actionfigur posten:

Nein, das heißt weder, dass uns die Kreativität verloren geht, noch dass es künftig nur noch KI-Einheitsbrei geben wird.

Es zeigt nur, dass wir uns etwas Neues aneignen. Dass wir lernen mit einem neuen Tool kreativ zu sein.

Wie finden Schriftsteller*innen zu ihrer eigenen Sprache? Sie experimentieren indem sie andere nachahmen. Sie lesen, kopieren, kombinieren und passen es dann für sich an. Mal klingen sie wie Dickens, dann wie Zeh und irgendwann wie sie selbst.

🎨Das ist ein hoch-kreativer Prozess. Und Kreativität braucht Spiel.

Gerade wenn wir etwas ganz neu lernen (und ja, die generative KI ist für uns alle neu), ist es enorm wichtig, dass wir uns diese Phase des Nachahmens und Ausprobierens zugestehen.

Von allgegenwärtigen Trends zur echten Vielfalt: Wie Reels sich entwickelt haben

Blicken wir zurück auf Ende 2020/Anfang 2021 – den Anfang vom Reels-Format auf Instagram. Ja, all die Reels sahen oft wochenlang ähnlich aus.

💃 Zuerst tanzten alle und zeigten auf einen Schriftzug
👄 Dann gab es lustige Zitate die lippensynchron nachgesprochen wurden
👯‍♀️ Dann Dialog-Situationen, die man mit sich selbst gedreht hat
🤳Zwischendurch immer wieder das informative Head-to-Camera-Videos
📽️Dann die B-Roll Reels, die nur dazu anregen sollten die Caption zu lesen
🌟Und so weiter und so fort.

Schaue ich heute auf den Reel-Feed auf Instagram, finde ich all diese Gestaltungsarten und viele, viele mehr. Die Vielfalt ist entstanden, eben weil immer wieder Menschen Ideen einbrachten und andere diese nachgeahmt und auf ihr Thema adaptiert haben.

Wir wussten nicht, wie Reels funktionieren. Denn sie waren neu für uns.

Wir kannten unseren eigenen Stil noch nicht. Also haben wir einfach bei dem mitgespielt, was uns angesprochen hat.

Neulich meinte eine Kollegin zu mir: „Ich bin bei den informativen Head-to-Camera-Videos hängen geblieben – die sind meins – und jetzt ist mir auch egal, welcher Trend noch kommt.“

Genau das sage ich für KI auch voraus. Wir spielen gerade und schauen, welche Art von Content, sich überhaupt erstellen lässt. Und im Prozess gewinnen wir auch ein Gefühl dafür, was zu uns passt.

Kreative Leistung steigt, wenn man die KI als Co-Creator nutzt

Natürlich ist es noch keine kreative Leistung, einen Prompt, den man auf Social Media gefunden hat, irgendwo einzugeben und dann das Ergebnis zu posten. Aber dabei wird es nicht bleiben. Diejenigen von uns, die schon länger mit KI experimentieren wissen: Gute Ergebnisse erhält man, wenn man KI wie einen Sparringpartner nutzt.

  • Ideen gemeinsam hin uns her wälzt
  • Einen eigenen Text oder eigene Bilder eingibt und Veränderungen vorschlägt oder vorschlagen lässt
  • Die Ergebnisse gut auswählt und weiter bearbeitet

KI als Möglichkeit sich zu zeigen für Menschen mit Sichtbarkeitsängsten

Zudem hatten die Actionfiguren- und Comic-Trends der vergangenen Wochen einen weiteren Vorteil: Viele Menschen, die Angst haben, sich vor der Kamera zu zeigen haben einen Zugang zur eigenen Sichtbarkeit gefunden. Sich als Puppe oder Zeichnung zu zeigen ist oft leichter, als in die Kamera zu sprechen. Das ist doch wundervoll!

Und mal ehrlich – all ihr großen Kulturkritiker*innen hier oder auf LinkedIn: Eine Actionfigur von sich selbst zu erstellen… Das ist absurd. Das ist lustig. Ich sehe darin eine Parodie auf Personal-Branding. Nicht etwa das Problem, dass die KI uns zu selbstverliebten Lackaffen macht … (ja, auch das habe ich auf LinkedIn gelesen.)

❣️Unser großes Bedürfnis uns auszudrücken und kreativ zu sein, wird nicht verschwinden. Wir müssen jetzt einfach nur die Phase des Ausprobierens und der Trends gemeinsam durchstehen.

Gegenseitige Kritik der Nutzer*innen lenkt von echten Problemen der KI ab

Was mich an der Kritik zusätzlich stört, dass die generative künstliche Intelligenz ECHTE schwerwiegende Probleme mit sich bringt.

Anstatt uns gegenseitig anzugreifen, dass wir etwas falsch oder unkreativ nutzen, sollten wir unsere Kritik gegen die Tech-Konzerne und die Regierungen nutzen.

Wir sollten gemeinsam laut werden dafür, dass sowohl für den hohen Energieverbrauch der künstlichen Intelligenz nachhaltige Lösungen gefunden werden. Als auch dafür, dass es klare gesetzliche Regelungen dafür gibt, mit welchen Daten die KI gefüttert werden darf und wie die Urheber*innen dieser Werke entlohnt werden. Hier fehlt noch ein Grundsatzurteil.  Denn ja, es kann einfach nicht angehen, dass sich ein riesiger Konzern wie Meta ungestraft an urheberrechtsgeschützten Werken auf einer Piratenplattform bedient. Hier haben bereits Verlage Klage eingereicht. Die Urteile stehen noch aus.

Welche künstlerischen Urheberrechte werden bei den Actionfiguren verletzt?

Hier unterscheiden sich übrigens in meinen Augen der Trend mit den Action-Figuren der vergangenen zwei Wochen ganz stark von den Ghibli-Comics der Wochen dafür.

Wie Sammelfiguren bzw. Action-Puppen aussehen, darf man wohl getrost als gesellschaftliches Allgemeinwissen bezeichnen. Wer will sich hier beschweren? Marvel? Barbie? Ich glaube, sie können den Trend ganz gut verkraften.

Bei den Ghibli-Comics allerdings sieht die Sache anders aus – denn hier wird der Stil eines japanischen Anime-Studios ganz klar nachgeahmt. Ein Stil den Künstler*innen in diesem Studio entworfen haben.

Lass uns diskutieren!

Mein Blogartikel hat schon für emotionale Reaktionen auf Threads gesorgt. Und dort kamen auch wertvolle Inputs hinzu, um die ich meinen Beitrag ergänzt habe. Nun bin ich neugierig:

Wie siehst du das? Sehe ich zwischen Action- und Ghibli-Figuren einen Unterschied, wo es keinen geben sollte?

Und vor allem: Findest du, unsere Kreativität ist durch die KI gefährdet?

Ich freue mich auf deine Kommentare!

Wer hier für dich schreibt

Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Content-Mentorin und und Copywriting-Expertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus und Werbeagenturen. Sie unterstützt Selbständige, Unternehmer*innen, sowie NGOs und Stiftungen dabei, mit wertebasiertem Contentmarketing wirksam sichtbar zu werden.
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