Hybrides Business: Raus aus der Content- und Onlinebusiness-Erschöpfung

Zuletzt aktualisiert am 23. April 2025 von Bianca Fritz

Laugt dich dein Online-Business aus und bringt keine Ergebnisse? Damit bist du in sehr guter Gesellschaft. Es wird meist nur hinter vorgehaltener Hand geäußert: Vielen Unternehmer*innen, die nur auf Online-Kund*innen setzen, geht es nicht gut. Woran das liegt und wie du heute noch die Freiheit eines Online-Business in dein Unternehmen integrieren kannst… davon handelt dieser Artikel.

Tausende Videos aufgenommen, die niemand haben will

„Ich gebe auf.“ Die Kundin, die vor mir sitzt hat Tränen in den Augen. Ich erschrecke etwas, weil das meine erste 1:1-Session mit mir ist und die Klientinnen normalerweise nicht mit dem Ende beginnen. Doch dann erzählt sie mir ihre Geschichte. Neben einer erfolgreichen Offline-Praxis mit langer Warteliste, wollte sie ihr Onlinebusiness aufziehen. Sie hatte sich die Nächte um die Ohren geschlagen, tausende von Euro in Business-Coachings investiert. Und saß nun auf mehreren aufgenommenen Onlinekursen mit einer vierstelligen (!) Anzahl von Videos. Keiner wollte sie haben. „Online zu verkaufen fühlt sich wie ein täglicher Kampf an, den man nicht gewinnen kann“, sagt sie.

Und mit diesem Gefühl ist sie leider nicht alleine. Immer häufiger höre ich von Selbstständigen, die sich aus dem Online-Business zurückziehen oder in die Festanstellung zurückkehren. Was einst als großes Freiheits-Versprechen begann, scheint immer schwieriger zu werden. Auch einige große Online-Business-Coaches verschwinden. Manche orientieren sich um und machen etwas ganz anderes. Andere verabschieden sich sogar mit einem großen Knall und der Aussage, dass Online-Kurse in der Krise sind. Besonders berührt hat mich der Abschied von Marit Alke, die für mich ein Urgestein der Branche war.

Zahlenmäßig lässt sich dieser gefühlte Trend übrigens nicht belegen, da „Online-Business“ keine statistische Kategorie ist. Der aktuelle KfW-Gründungsmonitor ist trotzdem spannend, denn er zeigt, dass zwar die Zahl der Unternehmensgründungen in 2024 weiter gestiegen ist, aber immer mehr Gründer*innen das eigene Business nur als Übergangslösung oder Nebenerwerb sehen (Quelle: Artikel aus der Zeit online). Die große Aufbruchstimmung scheint vorbei.

Die Ernüchterung: Warum so viele keine Lust mehr auf Online-Business haben

Vor ein paar Jahren schien das Online-Business die Lösung für alles zu sein: skalierbare Angebote, ortsunabhängiges Arbeiten, passives Einkommen. Die Pandemie hat den Trend noch verstärkt – plötzlich mussten sich alle digital aufstellen. Doch inzwischen sind viele frustriert. Warum?

  1. Der Markt ist ziemlich gesättigt: In nahezu jeder Branche gibt es mittlerweile Online-Angebote. Sichtbar zu bleiben oder erst jetzt sichtbar zu werden, wird daher immer aufwendiger.

  2. Die Versprechen waren oft zu hoch gegriffen: „Verdiene 10k im Monat mit nur 4 Stunden Arbeit pro Woche“. Ja, solche Erfolge sind möglich. Aber oft erst nach Jahren der Vorarbeit und nicht für jeden und nicht in jeder Branche.  Wenn dazu auch noch „Leichtigkeit“ und „schon nächsten Monat“ versprochen wurde, war die Enttäuschung garantiert.

  3. Expert*innen ohne Expertise haben Misstrauen gesät: Nein, ein „das hat bei mir funktioniert“ ist leider noch keine Expertise. Denn dein Weg muss noch lange nicht für andere funktionieren. Heute sind Kund*innen sehr vorsichtig, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben. Sie haben teure Kurse und Coachings gekauft hat, wurden dort nicht oder schlecht betreut oder stellten schnell fest, dass der/die Anbieter*in mit ihrer Problemstellungen überfordert waren. Eben weil den Expert*innen Erfahrung und Ausbildungen fehlten. Das bekommen auch echte Exert*innen nun zu spüren. Sie müssen zunächst eine Mauer aus Unglauben und Skepsis durchbrechen und viel Vertrauensarbeit leisten.
  4. Das Marketing ist ermüdend: Die sich ständig verändernden Algorithmen, der Reichweiten-Druck und das ständige Produzieren von Content … all das kostet Energie – für viele zu viel. Insbesondere dann, wenn sie sich in Content-Marketing-Strategien pressen, die gar nicht zu ihnen passen. (Eine erste Orientierung, dass dir das nicht passiert, kann dir mein Content-Typen-Quiz geben.)

  5. Mit KI wird alles anders? Neulich hat mir eine Kollegin erzählt, dass ihr Teenager-Sohn nie auf die Idee kommen würde, irgendwelche Online-Kurse zu kaufen. Er lässt sie sich einfach einen Kurs von KI erstellen. Auf Threads tummeln sich Menschen, die sich jetzt von ChatGPT therapieren lassen. Und auch ich setze ChatGPT als Business-Coach an, um regelmäßig meine Ziele zu reflektieren uznd dranzubleiben. Vielen macht diese Entwicklung Angst und sie fragen sich: Wie soll ich da mit meinem Business bestehen? Wenn uns KI helfen kann, Wissen zu erlangen, Text zu schreiben und sogar an meinen Zielen dranzubleiben?

Meine Klientin liebt ihre Arbeit und ist überzeugt davon, dass sie gebraucht wird. Doch die Art, wie sie sie online vermarkten sollte, nahm ihr jegliche Freude und erschöpfte sie. Sie hatte doch weniger arbeiten wollen – nicht noch mehr!

Die Alternative: Hybrid statt ganz oder gar nicht

Im Gespräch kamen wir schnell darauf, dass es doch absurd wäre, einfach aufzugeben. Immerhin war das Interesse an ihrer Arbeit riesig, wie die vielen Menschen auf ihrer Warteliste zeigten. Und dass sie nicht allen helfen konnte, frustete sie.

Die Frage also lautete: Wie kann sie die Möglichkeiten, die uns die Online-Arbeit bietet dazu nutzen, mehr Menschen zu helfen? Ohne dass sie gleich ein komplett neues Business-Modell lernen muss und sich komplett an die Regeln des Online-Marketings anpassen muss?

Muss es wirklich ein Entweder-oder sein?

Es gibt viele Wege, die Offline- und Onlinearbeit zu verbinden! So könnte meine Kundin zum Beispiel:

  • Workshops in kleinen Gruppen offline anbieten – und alle Teilnehmenden erhalten im Anschluss und vertiefende Online-Kurse als Begleitung

  • Live-Retreats mit digitalem Follow-up anbieten

  • Einzelbegleitung vor Ort mit einer digitale Memberships für langfristigen Support kombinieren

  • Oder schlicht auch ihre Einzelbegleitung teilweise in den Zoom-Raum verlegen – denn Menschen auf einer Warteliste ist eine Online-Begleitung sicherlich lieber als gar keine Begleitung!

So werden ihre Angebote wertvoller und sogar teilweise sogar zeit- und ortsunabhängig. Die Klientin hat selbst in der Hand, wie sie die Kombination gestalten möchte. Wann sie offline und wann sie online verfügbar sein möchte. Sie wird Herrin ihrer eigenen Zeit.

Was Hybrid-Modelle für dein Marketing bedeuten:

Jetzt kommt vielleicht eine kleine Ernüchterung:

Ein hybrides Business bedeutet nicht, dass du keine Online-Präsenz brauchst – im Gegenteil. Hybride Modelle sind noch sehr erklärungsbedürftig. Du musst die Vorteile der Kombination aus Online- und Offlinearbeit hervorheben.

Aber du bist freier vom ständigen Blick auf deine Reichweite und kannst gezielter an den Texten und dem Content arbeiten, der Interessenten überzeugt.

Auf folgende Contentstücke solltest du deinen Fokus legen – und zwar genau in dieser Reihenfolge!

1. Deine Webseite im Fokus:

  • Jedes Angebot braucht eine überzeugende Landingpage. Hierhin schickst du jeden, der sich für eine Zusammenarbeit mit dir interessiert. Auch wenn du mit Erstgesprächen arbeitest, wollen sich die Interessenten nachher etwas in Ruhe durchlesen können. Landingpages enthalten Kundenstimmen, erklären deine Methode, vor allem aber wird ganz klar, in welcher Situation du eine Person mit deinem Angebot abholst und wo du sie hinführst.
  • Deine About-me-Seite ist ansprechend und aktuell. Mir wird sofort klar, warum gerade du mir helfen kannst, wo deine Qualifikationen liegen und was dein bisheriger Weg für mich als deine Kundin bedeutet. Was habe ich zB davon, dass du vor 20 Jahren mal Kindergärtnerin warst? Wenn du mir das vermitteln kannst: Super! Ansonsten, lass die Info lieber weg.
  • Klare Call to Actions:  Egal wo auf deiner Website ich mich befinde: Ich weiß immer wo ich klicken muss, wenn ich mehr über deine Angebote erfahren oder mit dir arbeiten möchte. Mach es mir nicht schwer. Lass mich nicht suchen. Verteile deine Aktions-Buttons auf JEDER EINZELNEN SEITE.

2. Dein Long Content ergänzt deine Angebote und bietet Kostproben:

  • Dein Long Content ist dafür da, dass ich verstehe, wie du arbeitest und warum das so wertvoll für mich ist. Er ist eine Kostprobe, die mich überzeugen kann, wenn ich schon um deine Angebote herumschleiche. Überlege dir also: Wie kannst du am besten zeigen, was deine Arbeit bewirkt? Sind es Videos mit Übungen? Podcasts mit Meditationen? Blogartikel, in denen du alles kombinieren kannst? Oder schreibst du vielleicht sogar an einem Expertinnenbuch? Um einen Kanal auszuwählen, den du regelmäßig bespielen möchtest, empfehle ich dir mein Content-Typen-Quiz.
  • SEO und Evergreen-Content nutzen: Du gestaltest diesen Long Content dann am besten so, dass er auch nach Jahren noch aktuell ist und optimierst ihn für die Suchmaschine.

3. Dein Short Content zieht neue Menschen an – WENN du noch Kapazitäten dafür hast

  • Wenn du schon offline genug Kund*innen anziehst, werden dir gute Webseitentexte und Long Content für die tiefere Erläuterung und die Kostproben vermutlich schon ausreichen. Was kümmert dich da deine Online-Reichweite?
  • Wenn du aber mehr Menschen in dein Universum einladen willst, musst du vermutlich auch auf Social-Media-Kanälen mit Short Content sichtbar werden. Wähle dir hier besser nur EINEN Kanal aus. Und diesen ganz nach deiner persönlichen Vorliebe!
  • Auf Social Media gilt: Mehr Authentizität, weniger Druck. Wenn du klar zeigst, worauf du Lust hast – und welche Trends du nicht mehr mitmachst – ziehst du genau die richtigen Menschen an.

Fazit: Neuer Schwung dank hybriden Denkens

Vielleicht spürst du auch diese Müdigkeit. Vielleicht hast du dich sogar gefragt, ob du das Online-Business ganz sein lassen solltest. Doch bevor du alles hinschmeißt, frage dich: Gibt es einen Weg, der sich leichter anfühlt? 

Wie haben bisher deine Kund*innen zu dir gefunden? Und gibt es nicht vielleicht einen hybriden Weg, wie du die Vorteile von Online-Angeboten mit der Kundennähe von Offline-Angeboten kombinieren kannst?

Hybrid zu arbeiten bedeutet, das Beste aus beiden Welten zu verbinden – Online für Reichweite, Offline für Tiefe. Und am Ende geht es genau darum: Dein Business so zu gestalten, dass es sich für dich richtig anfühlt.

Im Marketing bedeutet die Wahl eines Hybrid-Modells, dass du dich auf langsamere und nachhaltigere Content-Kanäle fokussieren kannst. Stelle die klaren Texte auf deiner Webseite in den Fokus (wenn du damit kämpfst, melde dich bei mir!) und einen Long Content Kanal an zweite Stelle. Erst danach denke an Social Media und Co!

Weiterlesen:

Zuerst die Reichweite und dann das Online-Angebot? Oder doch lieber umgekehrt? Es funktioniert beides – aber es bedeutet sehr unterschiedliche Dinge für deinen Content. Dieser Blogartikel ist deine Entscheidungshilfe und er zeigt dir, was dir Sichtbarkeit in welcher Phase bringt.

Wer hier für dich schreibt

Zur Autorin:
Bianca Fritz ist Content-Mentorin und und Copywriting-Expertin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus und Werbeagenturen. Sie unterstützt Selbständige, Unternehmer*innen, sowie NGOs und Stiftungen dabei, mit wertebasiertem Contentmarketing wirksam sichtbar zu werden.
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